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Screenreader und PDF-Voreinstellungen
Adobe bringt regelmäßig Updates und neue Versionen des PDF-Readers heraus. Es sollte nicht vorkommen, aber es kann vorkommen, dass dann einmal getätigte Einstellungen einer Vorversion beim Installieren einer neuen Version überschrieben werden. Bei einer kompletten Neuinstallation fragt man sich nicht nur „Was musste ich noch mal Alles einstellen?“, sondern angesichts der 29 Kategorien in den Voreinstellungen fragt man sich auch „Wo finde ich das?“.
Bei Adobe findet sich eine Anleitung und Erklärung für Funktionen der Ein- und Ausgabehilfe auf der Webseite: Voreinstellungen für die Ausgabehilfe festlegen.
Den Setup-Assistenten nutzen
Der einfachste Weg zu Voreinstellungen für Screenreader ist im Adobe Reader über das Menü Bearbeiten, Menüpunkt Ein-/Ausgabehilfe, Unterpunkt Setup-Assistent…. Hier darf man Adobe ruhig mal vertrauen und zunächst die Schaltfläche Empfohlene Einstellungen verwenden und Setup überspringen auswählen.
Für diejenigen, die dennoch genau wissen möchten, was denn da eingestellt werden kann, stehen drei Optionen zur Verfügung. Eigentlich sind dies nur zwei Optionen, denn die nachfolgenden Dialoge bei Auswahl von Optionen für Vergrößerungssoftware festlegen sind exakt dieselben wie bei Auswahl Alle Optionen für die Ein-/Ausgabehilfe festlegen. Für die Nutzung von Screenreadern steht die Option Optionen für Bildschirmlesehilfen festlegen zur Verfügung. Bei Auswahl dieser Option überspringt der Setup-Assistent den ersten von fünf Schritten (mit Auswahl kontrastreicher Farben, Textglättung und zur Anzeige des Auswahl-Cursors der Tastatur).
Voreinstellungen ohne Setup-Assistenten vornehmen
Die für Screenreader wichtigen Funktionen aus den Schritten 2 und 3 des Setup-Assistenten für Bildschirmlesehilfen sind auch über das Menü Bearbeiten, Menüpunkt Voreinstellungen (Tastenkombination: STRG + K), Kategorie Lesen in einer Dialogfeldseite zusammengefasst erreichbar. Empfehlenswert für Screenreader sind die Optionen:
- Leserichtung aus Dokument ableiten (empfohlen),
- Gesamtes Dokument lesen
(im Setup-Assistenten heißt diese Option etwas länger „Gesamtes Dokument auf einmal lesen“), - Tags nur nach vorheriger Bestätigung in das Dokument einfügen.
Hintergrundinformationen zu Leseoptionen in Adobe Acrobat Reader-Software
Bei getaggten Dokumenten wird standardmäßig die Struktur des Tag-Baums übernommen und das Dokument entsprechend vorgelesen. Sollte ein Dokument nicht getaggt sein, kann der Adobe Reader eine Layoutstrukturanalyse starten und das Dokument zum Lesen aufbereiten, wenn die Option Leserichtung aus Dokument ableiten (empfohlen) ausgewählt wurde. Die beiden übrigen möglichen Optionen zur Leserichtung (Leserichtung von links nach rechts, von oben nach unten bzw. Leserichtung in Druckdatenstrom verwenden) werden zwar schneller verarbeitet, Tabellen und Formularfelder werden aber einfach ignoriert.
Entgegen den Standardeinstellungen des Setup-Assistenten ist die Option Gesamtes Dokument lesen empfehlenswert, auch wenn die Verarbeitung beim Öffnen bis zur ersten Meldung des Screenreaders eventuell etwas länger dauert. Die Standardvoreinstellung des Adobe Readers Bei großen Dokumenten nur momentan sichtbare Seiten lesen ist zwar beim Öffnen etwas schneller, es kann aber zu dem Fehler führen, dass bei dem Versuch sich mit dem Screenreader beispielsweise eine Übersicht aller im Dokument vorhandenen Überschriften ausgeben zu lassen, nur eine Übersicht der Überschriften der momentan sichtbaren Seite ausgegeben wird.
Falls ein Dokument beim Vorlesen Probleme bereitet, zum Beispiel weil nur für einige aber nicht für alle Seiten Tags vergeben wurden, kann der Adobe Reader über eine Layoutstrukturanalyse die vorhandenen Tags überschreiben beziehungsweise automatisch neue Tags hinzufügen. Die automatische Erkennung ist zwar in Adobe XI etwas besser als in Vorgängerversionen, aber immer noch nicht wirklich gut zu gebrauchen. Um sicher zu gehen, dass nicht versehentlich ein gut getaggtes und brauchbares Dokument automatisch von Adobe aufbereitet und verändert wird, sollte das Auswahlfeld Tags nur nach vorheriger Bestätigung in das Dokument einfügen aktiviert sein. Dies ist auch die Voreinstellung des Adobe Readers.
Sollte ein solcher Fall auftauchen, dass ein getaggtes Dokument mit der vorhandenen Struktur nicht lesbar ist, kann abweichend von den Adobe-Voreinstellungen und abweichend von den Angaben im Dokument über Menü Bearbeiten, Menüpunkt Ein-/Ausgabehilfe, Unterpunkt Leseoptionen ändern… (Umschalttaste + STRG + 5) die Leseoption geändert werden.
Dies ist immer möglich, unabhängig davon, ob in den Voreinstellungen oder im Setup-Assistenten die Funktionen Tags nur nach vorheriger Bestätigung in das Dokument einfügen oder Leserichtung in Dokumenten mit Tags überschreiben ausgewählt sind.
Konflikt beim Vorlesen barrierefreier Dokumente
Das Auswahlfeld Leserichtung in Dokumenten mit Tags überschreiben als Option in den Voreinstellungen und im Setup-Assistenten ist daher ziemlich überflüssig und kann leicht in die Irre führen: ist diese Funktion nämlich aktiviert, erkennt der Adobe Reader getaggte Dokumente nicht mehr als solche und möchte immer eine Struktur nach Layoutstrukturanalyse vorgeben. Bei Auswahl der Funktion Leseoptionen ändern… stehen dann nicht mehr alle vier Optionen für die Leserichtung zur Verfügung; obwohl ein getaggtes Dokument vorliegt, ist die Option Mit Tags gekennzeichnete Leserichtung nicht mehr auswählbar.
Wenn sich schon jemand daran hält PDF-Dokumente mit Tags zu versehen, um Dokumente nutzbarer zu machen – warum sollte ich diese Tags immer in allen Dokumenten überschreiben wollen? Der Sinn einer solchen generellen Voreinstellungsmöglichkeit erschließt sich wohl nur für Adobe-Programmierer.
Nachfolgende Abbildungen zeigen den Unterschied in den Einstellungen zwischen Dokumenten mit und ohne Tags.
Abbildung 1: Dialogfeld zum Ändern der Leseoptionen bei einem getaggten Dokument.
Abbildung 2: Dialogfeld zum Ändern der Leseoptionen bei einem ungetaggten Dokument.
Besonders gelungen sind auch die hilfreichen Erklärungen in den Dialogfeldern des Setup-Assistenten: während NVDA die Erklärungstexte in den Dialogfeldern in der Standardeinstellung mit vorliest, dürften die meisten Anwender von JAWS mit dessen Voreinstellungen arbeiten. JAWS wechselt (abhängig von den JAWS-Voreinstellungen) in der Regel bei Dialogfeldern in den Formularmodus und liest die erklärenden Hilfetexte nicht mit vor, die in den Dialogfeldern des Setup-Assistenten zur Ein-/Ausgabehilfe des Adobe Reader für Sehende vorhanden sind. Wird aber der erklärende Text im Schritt 2 vom Setup-Assistenten für Bildschirmlesehilfen nicht vorgelesen (Erklärender Text: „Bei Dokumenten mit Tags kann Adobe Reader die getaggte Reihenfolge überschreiben und die oben angegebene Leserichtung verwenden. Dies ist in der Regel jedoch nicht notwendig.“), kann es sehr leicht vorkommen, dass das Auswahlfeld Leserichtung in Dokumenten mit Tags überschreiben dahingehend interpretiert wird, dass diese Auswahl immer aktiviert sein müsste, wenn Vorlesen nach Tag-Strukutur gewünscht ist. Sehr verwirrend. Bleibt nur zu wünschen, dass diese irritierende Option in künftigen Versionen am besten ganz gestrichen wird – zumindest aus dem Setup-Assistenten.
Unklar ist auch, warum für die integrierte Sprachausgabe des Adobe Readers die Option Formularfelder lesen in Kategorie Lesen der Voreinstellungen standardmäßig deaktiviert ist. Wenn ich die Adobe-eigene Sprachausgabe verwende, verfüge ich vermutlich noch über einen Rest Sehfähigkeit – aber erkenne ich deshalb Formularfelder immer oder möchte ich deshalb diese nicht vorgelesen bekommen? Wohl kaum.
Eine letzte Empfehlung für Screenreader: Adobe empfiehlt zwar in Schritt 3 des Setup-Assistenten für Bildschirmlesehilfen den Seitenlayoutstil immer zu überschreiben und als Seitenlayout Einzelne Seite zu verwenden, aber auch hier scheint es manchmal Probleme zu geben, wenn seitenübergreifende Navigationsfunktionen abgerufen werden (zum Beispiel Liste der Überschriften). Mit der Einstellung Seitenlayout: Endlos in Schritt 3 Setup-Assistenten gibt es diese Probleme anscheinend nicht. Auch diese Option kann über das Menü Bearbeiten, Menüpunkt Voreinstellungen, jetzt aber in der Kategorie Ein-Ausgabehilfe eingestellt werden. Hier heißt die Funktion allerdings wieder einmal etwas anders: Auswahlfeld Immer Seitenlayoutstil aktivieren und aus der Liste die Option Einzelne Seite, fortlaufend auswählen.
Das ist noch so ein Punkt: warum müssen identische Funktionen in Voreinstellungen und Setup-Assistenten unterschiedlich benannt sein? Das wäre einheitlich einfacher.
Während die Einstellungen für Screenreader eigentlich fast einfacher über die Voreinstellungen in der Kategorie Lesen (und bezüglich Seitenlayout in der Kategorie Ein-/Ausgabehilfe) einstellbar sind, ist der Setup-Assistent bei Nutzung von Vergrößerungssoftware fast unverzichtbar, denn die benötigten Einstellungen verteilen sich in insgesamt neun verschiedene Kategorien der Voreinstellungen. Hier hilft die Übersicht bei Adobe weiter: Voreinstellungen für die Ein-/Ausgabehilfe.